Die Schlagzeilen bezüglich Überschreitungen der Höchstgehalte bei zahlreichen Trinkwasserfassungen in verschiedenen Gemeinden haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Falls Beanstandungen bzgl. Höchstwertüberschreitungen von Chlorothalonil-Metaboliten vorliegen, werden die Trinkwasserversorger aufgefordert, Sofortmassnahmen zu ergreifen, und zwar innert zwei Jahren [#Weisung24-1].
Chlorothalonil
Das Fungizid Chlorothalonil wird seit den 1970er Jahren eingesetzt, v. a. Getreide-, Gemüse-, Wein- und Zierpflanzenanbau. Der Wirkstoff steht seit 2019 in den Schlagzeilen und ist im Fokus der Behörden und Öffentlichkeit.
STRUKTURFORMELN
5 Chlorothalonil-Metaboliten, welche an den NAQUA-Messstellen regelmässig den Grenzwert von 0.1 µg/Liter übertreffen:

Hintergrund
Chlorothalonil gilt in den aktuellen Monographien der IARC (International Agency for Research on Cancer) als möglicherweise krebserregend für den Menschen (Gruppe 2B) [#IARC]. Da der Wirkstoff Chlorothalonil stark an Bodenpartikel adsorbiert [#AQUAGAS] und zudem eine geringe Persistenz aufweist, wird er im Gegensatz zu seinen Abbauprodukten, die meist eine hohe Mobilität aufweisen, nicht im Grundwasser nachgewiesen. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) hat die Datenlage betreffend Chlorothalonil neu beurteilt und ist zum Schluss gekommen, dass für Abbauprodukte von Chlorothalonil keine ausreichenden Daten vorliegen, um deren Unbedenklichkeit zu belegen [#EFSA]. Deshalb werden sie vorsorglich in der EU wie auch in der Schweiz als relevant eingestuft. Die nachstehende Tabelle fasst die beurteilten Chlorothalonil-Metaboliten zusammen.
Tab. 1 Chlorothalonil-Metaboliten in Grund- und Trinkwasser (rot = relevant) [#relMet]
Metabolit | chemischer Name | Summenformel |
---|---|---|
R182281 (SDS3701) | 2,4,5-trichloro-6-hydroxybenzene-1,3-dicarbonitrile | C8HCl3N2O |
R417888 (M12) | 2-carbamoyl-3,5,6-trichloro-4-cyanobenzene-1-sulfonic acid | C8H3Cl3N2O4S |
R418503 (M13) | 2,5-dichloro-4,6-dicyanobenzene-1,3-disulfonic acid | C8H2Cl2N2O6S2 |
R419492 (M8) | 4-carbamoyl-2,5-dichloro-6-cyanobenzene-1,3-disulfonic acid | C8H4Cl2N2O7S2 |
R471811 (M4) | 2,4-dicarbamoyl-3,5,6-trichlorobenzene-1-sulfonic acid | C8H5Cl3N2O5S |
R611965 (M5) | 3-carbamoyl-2,4,5-trichlorobenzoic acid | C8H4Cl3NO3 |
R611966 (SDS 47524) | 2,4,5-trichloro-3-cyanobenzamide | C8H3Cl3N2O |
R611967 (SDS 47524) | 2,3,6-trichloro-5-cyanobenzamide | C8H3Cl3N2O |
R611968 (M9) | 2,4,5-trichloro-3-cyano-6-hydroxybenzamide | C8H3Cl3N2O2 |
R613636 (M14) | 2,3,4,6-tetrachloro-5-cyanobenzamide | C8H2Cl4N2O |
SYN507900 (SDS-66882) | 2,3,6-trichloro-5-cyano-4-hydroxybenzamide | C8H3Cl3N2O2 |
SYN548008 (M3) | 4,6-dicarbamoyl-2,5-dichlorobenzene-1,3-disulfonic acid | C8H6Cl2N2O8S2 |
SYN548580 (M2) | 2,4,5-trichloro-6-hydroxy-benzene-1,3-dicarboxamide | – |
SYN548581 (M11) | 4-carbamoyl-2,3,5-trichloro-6-cyanobenzene-1-sulfonic acid | C8H3Cl3N2O4S |
M7 | – | – |
M10 | – | – |
Die neue Beurteilung in Bezug auf die Relevanz ändert die Ausgangslage für die Trinkwasserversorger massgebend, da jetzt für die Metaboliten von Chlorothalonil der Höchstgehalt von 0.1 µg/l gilt. Dass dieser im Grundwasser an vielen Orten überschritten wird, wurde im Rahmen einer Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA gezeigt. Laut BAFU ist jede dritte Messstelle von Grenzwertüberschreitungen durch Chlorothalonil-Metaboliten betroffen [#ChloroBAFU].
RECHTLICHE GRUNDLAGEN
Für ein einzelnes Pestizid gilt in der TBDV ein Höchstgehalt von 0.1 µg/l [#TBDV]. In der Summe dürfen Pestizide zudem den Gehalt von 0.5 µg/l nicht überschreiten. Ausgenommen sind die Pestizide Aldrin, Dieldrin, Heptachlor und Heptachlorepoxid, für die ein tieferer Höchstgehalt von 0.03 µg/l pro Pestizide festgelegt ist.
Mit der BLV-Weisung 2024/1 stellt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV schweizweit einen einheitlichen Vollzug im Zusammenhang mit den Chlorothalonil-Metaboliten sicher [#Weisung24-1].
Chlorothalonil, Bundesamt für Umwelt BAFU, Website, Stand 02.10.2024
Pflanzenschutzmittel-Metaboliten in Grund- und Trinkwasser, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, Website, Zulassung Pflanzenschutzmittel > Anwendung und Vollzug > Weisungen und Merkblätter > Schutz des Grundwassers, Stand 01.04.2025
Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV, SR 817.022.11) – Anhang 2 Chemische Anforderungen an Trinkwasser
Weisung 2024/1: Anordnung von Massnahmen bei Höchstwertüberschreitungen von Chlorothalonil-Metaboliten im Trinkwasser, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, 22.05.2024
Peer review of the pesticide risk assessment of the active substance chlorothalonil, European Food Safety Authority (EFSA), EFSA Journal 2018, 16(1), 5126
IARC monographs on the identification of carcinogenic hazards to humans, International Agency for Research on Cancer IARC, Website/Database
Pflanzenschutzmittelmetaboliten im Grundwasser, Ergebnisse aus der NAQUA-Pilotstudie «Screening», K. Kiefer et. al, AQUA & GAS No 11, 2019
DIENSTLEISTUNG LABOR VERITAS AG
Labor Veritas AG verfügt über langjährige Erfahrung in der Analyse von Pestiziden und deren Metaboliten in Wasserproben. In einem Screening mittels LC-MS/MS werden insgesamt 12 Metaboliten von Chlorothalonil analysiert. Es handelt sich dabei um 10 relevante (= rot) und 2 nichtrelevante Metaboliten. Das Screening wird zu einem Paketpreis von CHF 262.50 pro Probe angeboten. Die nachstehende Tabelle fasst die untersuchten Metaboliten zusammen.
Metabolit | Einheit | Limite (TBDV) | Messunsicherheit | Nachweisgrenze | Bestimmungsgrenze |
R182281 | µg/l | n/a | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
R417888 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
R418503* | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.050 | n/a |
R419492 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.020 | 0.050 |
R471811 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
R611553 | µg/l | n/a | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
R611965 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
R611968 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
SYN507900 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
SYN548008 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.020 | 0.050 |
SYN548580 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
SYN548581 | µg/l | ≤ 0.1 | ± 20 % | 0.010 | 0.030 |
*Nicht Teil des Akkreditierungsumfangs nach ISO/IEC 17025.
KONTAKT
M.Sc. Water Science
Prüfleiter Chemie, Projektleiter
M.Sc. Chemie und Molekulare Wissenschaften
Prüfleiter Chemie
Zertifizierung nach ISO 9001:2015
Das Qualitätsmanagementzertifikat muss jeweils nach drei Jahren im Rahmen eines Rezertifizierungsaudits erneuert werden. Dazwischen findet jährlich ein Aufrechterhaltungsaudit statt.
Die Audits werden von der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme (SQS) durchgeführt.


Akkreditierung nach ISO/IEC 17025:2017
Die Akkreditierung ist jeweils fünf Jahre gültig und wird ca. alle anderthalb Jahre einer Zwischenprüfung (Überwachungsaudit) unterzogen. Die Begutachtungen werden von der Schweizerischen Akkreditierungsstelle SAS durchgeführt. Die Prüfverfahren im akkreditierten Bereich sind im Anhang zur Akkreditierungsurkunde aufgelistet.

